Hunde sind Rudeltiere und haben von Natur aus ein Problem damit, allein zu bleiben. Bei manchen Hunden ist die Angst vor dem Alleinsein aber so groß, dass sie mit Trennungsangst reagieren und durch den extremen Stress im schlimmsten Fall nicht nur seelisch, sondern auch körperlich Schaden nehmen. Wir erklären dir ausführlich, woran du Trennungsangst beim Hund erkennst, wie du Trennungsstress vorbeugst und wie du deinem Hund am besten hilfst, wenn ihn das Alleinsein zu sehr stresst.
Wenn Hunde alleine zu Hause bleiben und in dieser Zeit das Zuhause auf den Kopf stellen oder die ganze Zeit laut bellen, gehen wir Menschen schnell davon aus, dass unsere Fellnase einfach verärgert war, weil sie allein zurückbleiben musste, oder dass ihr langweilig geworden ist. Schließlich ist es ja nicht so schlimm, mal ein paar Stunden allein zu sein … denken wir.
Tatsächlich ist das Alleinsein aber für manche Hunde so schlimm, dass sie mit extrem großer Angst und massivem Stress darauf reagieren. Und das hat zur Folge, dass sie alles zerkauen, zerkratzen oder kaputtreißen, was sie zwischen die Pfoten kriegen, pausenlos bellen, jaulen und winseln oder sich sogar in der Wohnung erleichtern.
Hat ein Hund Trennungsangst, ist das für ihn ungefähr genauso schlimm wie eine Panikattacke bei einem erwachsenen Menschen. Führt man sich das vor Augen, versteht man auch, warum der Hund so extrem reagiert, wenn er allein zu Hause bleibt. Wenn du also regelmäßig zu einem Bild der Verwüstung heimkehrst oder sich deine Nachbarn über das ständige Bellen beschweren, solltest du dringend handeln, denn wahrscheinlich hat dein Hund Trennungsangst. Weiter unten erfährst du, woran du Trennungsangst beim Hund erkennst und was du dagegen tun kannst.
Hunde sind Rudeltiere und äußerst soziale Wesen. Sie lieben das Leben in der Gruppe und brauchen die Gesellschaft ihrer Artgenossen (oder ihrer Menschen), denn die Gruppe gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit und Schutz. Bei Wölfen oder Wildhunden bleiben schwache oder kranke Tiere auf der Strecke, da verwundert es nicht, dass Hunde den Anschluss an das Rudel auf keinen Fall verlieren möchten.
Für deinen Hund hast du die Rolle des Rudelführers übernommen, in seinen Augen hast du also alles unter Kontrolle und auch die Leitung des Rudels gehört dir. Solange du in seiner Nähe bist, fühlt sich dein Hund sicher. Dann ist er entspannt und gelassen. Lässt du ihn allein, nimmst du ihm dieses Gefühl der Sicherheit – und dein Hund hat Angst. Diese Form der Trennungsangst ist eine Verlustangst. Hunde mit Verlustangst bleiben oft entspannt und richten keinen Schaden an, wenn ein Hundesitter oder eine andere Person bei ihnen bleibt.
Eine weitere Form der Trennungsangst ist der Kontrollverlust. In diesem Fall reagiert der Hund eher frustriert oder erbost darüber, dass er allein gelassen wurde, denn er hat nun keine Kontrolle mehr über seine Bezugsperson. Dabei sieht er es als seine Aufgabe an, sein Frauchen bzw. Herrchen zu beschützen. Im Unterschied zur Verlustangst geht es beim Kontrollverlust also nicht um Angst, sondern um die Rangfolge im Mensch-Hunde-Rudel. Hunde mit Kontrollverlust reagieren auch verärgert, wenn ein Hundesitter oder ein anderes Familienmitglied bei ihnen bleibt, da sich der Kontrollzwang meist nur auf die wichtigste Bezugsperson bezieht. Der Kontrollverlust wird fälschlicherweise oft für Langeweile gehalten, da der Hund mit einer ähnlichen „Zerstörungswut“ reagiert.
In unserer modernen Gesellschaft sind Hunde in erster Linie Sozialpartner. Nur noch vergleichsweise wenige Hunde übernehmen wichtige Aufgaben und arbeiten als Spürhunde oder helfen bei der Jagd. Die meisten Hunde haben ausschließlich die Aufgabe, uns Menschen Gesellschaft zu leisten.
Wir Menschen haben unsere Hunde auch schon lange als Familienmitglieder akzeptiert und bauen eine starke Bindung zu ihnen auf. Für Hunde ist diese Bindung ebenfalls sehr wichtig, denn sie bedeutet auch gleichzeitig den Verbleib in der Gruppe. Wirklich artgerecht wäre es also nur, den Hund immer in Gesellschaft anderer Hunde oder Menschen zurückzulassen. Das ist für die meisten Hundebesitzer allerdings kaum möglich. Ob Büro, Supermarkt, Arzt, Frisör, Kino – wir können unsere Hunde nicht immer und überallhin mitnehmen. Das heißt, wir müssen ihnen das Alleinsein beibringen und den Hund bei Trennungsangst trainieren. In nicht wenigen Fällen sind nämlich Erziehungsfehler der Grund für eine übertriebene Trennungsangst beim Hund.
Trennungsangst zeigt sich bei jedem Hund anders und in unterschiedlicher Ausprägung. Wichtig ist zu unterscheiden, ob dein Hund wirklich Probleme mit dem Alleinsein an sich hat oder ob er in der Zeit des Alleinseins einen Kontrollverlust erlebt.
Typische Symptome bei Verlustangst:
Typische Symptome bei Kontrollverlust:
Trennungsangst bei Hunden kann man nur vermeiden, indem man das Alleinsein von Anfang an konsequent trainiert. Bei Welpen ist das in der Regel selbstverständlich, aber von erwachsenen Hunden, zum Beispiel aus dem Tierschutz, wird oft erwartet, dass sie zumindest ein paar Stunden allein bleiben können. Dabei waren sie vorher vielleicht noch nie allein, sondern zum Beispiel immer nur im Rudel auf der Straße unterwegs.
Hier sind schon mal unsere besten Tipps, um Trennungsangst vorzubeugen.
Zeige deinem Hund, dass er darauf vertrauen kann, dass du immer wieder zu ihm zurückkehrst. Trainiere das ab dem Tag, an dem deine Fellnase bei dir einzieht, indem du immer wieder kurz in einen anderen Raum gehst und die Tür hinter dir schließt. Steigere nach und nach die Dauer, die du „fortbleibst“, bevor du zum ersten Mal wirklich das Haus verlässt.
Mache kein großes Aufsehen, wenn du das Haus verlässt. Verabschiede dich nur beiläufig oder gar nicht von deinem Hund und verlasse gut gelaunt das Haus. Wenn du zurückkommst, lege erst deine Jacke und Tasche ab, bevor du deinen Hund begrüßt. So signalisierst du deinem Hund, dass es ganz normal ist, dass du das Haus ab und zu verlässt, und dass es nicht schlimm ist, wenn er mal allein zu Hause bleibt.
Powere deinen Hund richtig aus, bevor du ihn allein zurücklässt. Mache vorher zum Beispiel einen langen Spaziergang oder übe das Apportieren – je nachdem, was deinem Hund am meisten Spaß macht und ihm am meisten Energie abverlangt. Dann wird er in deiner Abwesenheit im besten Fall einfach schlafen.
Lenke deinen Hund ab, wenn du dich bereitmachst, das Haus zu verlassen, damit er sich auf etwas anderes konzentriert und es im Idealfall gar nicht mitbekommt, dass du gehst. Gib ihm sein Lieblingsspielzeug oder ein Beschäftigungsspielzeug, wie zum Beispiel einen Futterball oder eine Schnüffelmatte, gefüllt mit seinen Lieblingsleckerlis.
Du willst deinem Hund Trennungsangst abgewöhnen? Dann brauchst du in erster Linie sehr viel Zeit und Geduld. Falls die Trennungsangst schon sehr stark ausgeprägt sein sollte, ist eventuell sogar professionelle Hilfe durch einen erfahrenen Hundetrainer notwendig. Hier sind einige hilfreiche Tipps, wie du Trennungsangst behandeln und besser bewältigen kannst.
Trainiere erneut das Alleinbleiben und fange dabei noch einmal ganz von vorn an. Lass deinen Hund am Anfang nur kurz allein und steigere die Zeitspanne nach und nach. Beobachte deinen Hund dabei ggf. mithilfe einer Webcam. Ab wann wird er unruhig und was macht er genau?
Lass dich von deinem Hund im Haus nicht permanent auf Schritt und Tritt verfolgen. Schicke ihn ab und an zurück auf seinen Platz oder verbiete ihm den Zugang zu bestimmten Zimmern, wie etwa dem Bad oder dem Schlafzimmer. Schicke ihn freundlich, aber konsequent aus diesen Zimmern, sobald er dir dorthin folgt. So lernt er, dass er dich nicht ständig kontrollieren muss.
Wenn dein Hund schon unruhig wird, sobald du dir nur die Schuhe anziehst oder den Schlüssel in die Hand nimmst, dann schalte die Reize aus, die ihn triggern. Ziehe dir dazu mehrmals am Tag kommentarlos die Schuhe oder die Jacke an und wieder aus, nimm den Schlüssel in die Hand und lege ihn wieder weg oder hänge dir die Handtasche über und lege sie wieder ab. Mache das so lange und so oft, bis dein Hund nicht mehr darauf reagiert bzw. bis der Reiz keinen Stress mehr auslöst. Beginne dann damit, das Haus zu verlassen und deinen Vierbeiner allein zu lassen.
Bleibe gelassen und sorge nicht zusätzlich für schlechte Stimmung. Wenn du nervös oder gestresst mit dem Training startest, überträgt sich die Anspannung auf deinen Hund und das würde ihn nur noch mehr verunsichern. Versuche stattdessen lieber, die Stimmung aufzulockern und deinen Hund freundlich zu motivieren.
Bleibe beim Training konsequent und reagiere immer gleich. Dein Hund muss sich auf deine Reaktion – und deine Führungsqualitäten – verlassen können. Er braucht jetzt vor allem Orientierung und Sicherheit.
Bestrafe deinen Hund niemals – wirklich niemals – für etwas, das er in deiner Abwesenheit getan hat, also wenn er zum Beispiel etwas kaputt gemacht hat oder wenn er auf den Teppich uriniert hat. Dein Hund kann die Bestrafung im Nachhinein nicht mehr mit dem ungewollten Verhalten verknüpfen. Er sieht nur, dass du sofort schimpfst, wenn du nach Hause kommst – und er wird erst recht nicht mehr allein bleiben wollen.
Wenn du das Alleinbleiben trainierst, braucht dein Hund zwischendurch genügend Zeit, um den Stress wieder abzubauen. Sorge für ein paar stressfreie Tage, nachdem dein Hund alleine war, damit er nicht sofort wieder in Panik gerät und das Gelernte gleich wieder vergisst. Sorge auch dafür, dass dein Hund ausgelastet ist und genug Bewegung und Beschäftigung hat, damit er im Haus besser zur Ruhe kommen kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema und erhalten Sie weitere Tipps für die Ausbildung Ihres Hundes.